The Home Movie Front

Der Dokumentarfilm The Home Movie Front / Berichte von der Heimatfront

Wieso wurde ausgerechnet die Kleinstadt Beckum für ein Projekt der British Broadcasting Corporation (BBC) ausgewählt? Aufschluss gibt darüber ein Zeitungsartikel in der Glocke vom 10. Juli 1985 mit dem Titel: „Beckumer Bilder bald über den britischen Bildschirm“.

Ziel dieses Projektes war es anhand einer deutschen und einer englischen Stadt die Veränderungen des Alltagslebens zu zeigen, die im Zuge der nationalsozialistischen Diktatur und des zweiten Weltkrieges statt fanden. Für England wurde die Stadt Aspley Guise gewählt und für Deutschland Beckum. Schon der Zeitungsartikel fragte: „Wie aber kam die BBC ausgerechnet auf Beckum?“ Die Produzentin Lydia Howard und die Rechercheurin Sally Annkleibel gaben dazu an, dass ein befreundeter 9,5-Milimeter-Fan in London einen Film besaß, der die Durchfahrt der Alten Garde durch Beckum im Jahr 1939 (im Zeitungsartikel fälschlich mit 1938 angegeben), zeige. Der Film würde auch das Alltagsleben in Beckum dokumentieren und so kam man bei der BBC auf Beckum. Die beiden Damen besuchten zusammen mit einem Filmteam und einem Dolmetscher im Juli 1985 Beckum, wo auch einige im Film zu sehende Aufnahmen der Stadt und der interviewten Personen gedreht wurden. Dazu hieß es auch in einer Aufzählung des Heimatvereins über „Erwähnenswerte Ereignisse im Berichtsjahr 1985/86“: „Juli 1985 Ein britisches Fernsehteam macht in Beckum Filmaufnahmen für einen Fernsehbericht im Programm der BBC über die Lebensverhältnisse in einer deutschen Kleinstadt in der Zeit von 1933 bis 1945.“

Die im Dokumentarfilm gezeigten privaten Filmaufnahmen wurden im Anschluss an die Dreharbeiten der BBC auch in Beckum gezeigt, was der Heimatverein organisierte. Die Filme liefen im Stadttheater am Lippweg. Am 26. November 1985 wurden auf einem Filmabend „alte Beckumer Filme aus den 1930er Jahren“ gezeigt, die einen „beachtlichen, dokumentarischen Wert“ besaßen und von Theodor Plote gedreht worden waren. Am 04. Februar 1986 wurden dann noch „Filme von den Rosenmontagszügen 1933 bis 1939“ gezeigt, welche Theodor Plote und Bernhard Illigens aufgenommen hatten, und mit dem Slogan beworben: „Für alle Heimat- und Karnevalsfreunde heißt es heute Abend: Auf ins Stadttheater! Rumskedi!“

In Großbritannien lief der Dokumentarfilm als zweiter Teil nach dem Film über Aspley Guise erstmals am 29. November 1985 um 21.30 Uhr auf BBC Two. Er wurde folgendermaßen angekündigt: „Die Familienarchive von Amateurfilmern in Beckum, einer kleinen deutschen Stadt, zeigen eine Vorkriegswelt des Biertrinkens und der Schützenfeste, der Naziuni-formen und des Verliebtseins, eines Karnevalswagens, der Juden im Gefängnis karikiert. Während des Krieges filmen sie Schweine in ihren Gärten, SS-Soldaten, die mit Jugendlichen aus dem Ort Kleider und Rollen tauschen, eine Hochzeit in Spitzen, die aus dem eroberten Frankreich geschickt wurden, und schließlich Verzweiflung und Niederlage an der russischen Front. Die Geschichte Beckums unter den Nazis wird von seinen Bewohnern erzählt, die ihre eigenen zeitgenössischen Filme und Bilder verwenden.“ Editor war Terry Stapley, Researcher Sallyann Kleibel, Executive Producer Elwyn Parry Jones und Producer Lydia Howard. Er wurde einmalig am 10. Juni 1986 wiederholt.

In Beckum selbst blieb der Film unter dem Namen „A Little German Town“ in Erinnerung und bildete schlussendlich den Ausgangspunkt für das Projekt der Geschichtswerkstatt.

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