Interview mit Julia Breitenstein

  1. Ist ein für Deutschland so großes Thema geeignet, auf eine kleine Stadt herunterzubrechen?

       und

Ist es sinnvoll, die Schüler mit der eigenen Stadtgeschichte zu konfrontieren?

In der Unterrichtseinheit, die ich erarbeitet habe, geht es um Zwangsarbeit in Beckum während der Zeit des Nationalsozialismus. Das Thema der Zwangsarbeit ist natürlich ein Thema, welches in ganz Deutschland Relevanz hat, in Städten eventuell etwas anders als in ländlicheren Gegenden, und insbesondere, wenn es Kontinuitäten beispielsweise in Firmen gibt, die damals von Zwangsarbeit profitiert haben. Doch gerade weil dieses Thema so groß ist, eignet es sich gut, die präzisen Auswirkungen dieses Themas auf das eigene Umfeld zu untersuchen, denn in jeder Stadt und in jedem Kreis kann man Spuren von Zwangsarbeiter*innen finden, wenn man sich auf die Suche begibt. Durch die unmittelbare Lokalität des Themas können Schülerinnen und Schüler (folgend SuS genannt) eine Verbindung zu sich selbst herstellen und in ihrer eigenen Stadt Spuren dieser Zeit entdecken. Es wird immer schwerer, den SuS die Frage zu beantworten, was dieses Thema denn mit ihnen zu tun hätte und warum es relevant sei, denn selbst ihre Großeltern haben die NS-Zeit oft nicht mehr selbst erlebt. Durch die Konfrontation mit der eigenen Stadtgeschichte, den lokalen und konkreten Bezug kann diese Frage besser beantwortet werden. Bekannte Orte in der eigenen Stadt können mit abstrakten geschichtlichen Fakten, die sie sonst nur aus dem Geschichtsunterricht kennen in Verbindung gebracht und somit besser eingeordnet werden. Bestenfalls erkennen die SuS die Relevanz des Themas und entwickeln über den lokalen Bezug ein Interesse für dieses Thema im Ganzen oder sogar andere geschichtliche Themen.

  1. War das Material, das zur Verfügung stand, ausreichend?

Das Material, was ich für die Erarbeitung des Inhalts der Unterrichtseinheiten zur Verfügung gestellt bekommen habe, war sehr reichhaltig. Für die Kontextualisierung und den pädagogischen Aufbau habe ich ein paar externe Materialien zu Rate gezogen, aber der Inhalt, den ich in den Unterrichtseinheiten verarbeitet habe, war mehr als ausreichend und wurde im Laufe des Projektes weiter ergänzt und aktualisiert. Vielen Dank für die sehr gute Vorarbeit!

  1. Welche Schwierigkeiten gab es bei der Erarbeitung des Unterrichtsprojektes?

Inhaltlich gab es keine größeren Schwierigkeiten bei der Erarbeitung des Unterrichtsprojektes. Die Fragen, wie ich die vorliegenden Materialien in eine gut zu unterrichtende und gut zu verstehende Form gießen kann, habe ich im Austausch mit meiner Kollegin Rahel Thiel und mit den Verantwortlichen des Projekts gut klären können. Eher problematisch waren die äußeren Umstände. Durch die Covid 19- Pandemie, meinen Umzug und andere berufliche sowie universitäre Projekte konnte ich mich nicht so auf das Projekt konzentrieren wie ursprünglich gedacht. Dennoch glaube ich, dass wir gute und brauchbare Unterrichtseinheiten erarbeiten konnten, auch wenn sie etwas später fertig werden als gedacht.