Adolf Schürmann – „Beckums erster Parteigenosse“

Adolf Schürmann wurde am 22. März 1892 in Beckum geboren. Nach seiner Schulzeit machte er eine Ausbildung zum  kunstgewerblichen Zeichner. Schürmann entwarf zum Beispiel für die 700-Jahr-Feier der Stadt Beckum ein Gipsmodell der Stadt Beckum als Festung, welches auf der großen Geschichts- und Gewerbeausstellung 1924 gezeigt wurde. Für die Ausstellung „Westfälische Kunst der Gegenwart in Beckum“ 1936 entwarf und gestaltete Schürmann ein Beckumer Stadtwappen aus Holz für das Rathaus. Seit dem 01. Oktober 1933 war er bei der Stadtverwaltung Stadt Beckum angestellt.

Schürmann war Soldat im Ersten Weltkrieg gewesen. Nach dem Krieg wurde er Mitglied im Beckumer Gardeverein. Schürmann wurde in den 1920er Jahren, vermutlich 1925, Vorsitzender der Ortsgruppe Beckum des „Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten e.V.“. Als der Stahlhelm am 10. Oktober 1929 in Westfalen verboten wurde, wurde auch Schürmanns Wohnung in der Nordstr. 13 von der Polizei durchsucht und Propagandamaterial, wie Flugblätter gegen den Young-Plan, beschlagnahmt.

Nach dem Verbot des Stahlhelms radikalisierte sich Schürmann weiter. Er wurde am 01. März 1931 Mitglied der NSDAP Ortsgruppe Gütersloh unter der Nummer 476053. Er galt in der nationalsozialistischen Propaganda als „erster Parteigenosse“ Beckums. Sein Elternhaus auf der Nordstr. 13 in Beckum wurde zu dem ersten „braunen Haus“ der Nationalsozialisten und die „erste Unterkunft der jungen Zelle der NSDAP“. Nach der Gründung der Ortsgruppe Beckum am 01. Juni 1931 wurde er dort Mitglied. Er war die antreibende Kraft der jungen Ortsgruppe, ihr Kassenleiter und stellvertretender Ortsgruppenleiter. Berüchtigt waren seine stundenlangen Monologe über die nationalsozialistische Ideologie. Auch seine Ehefrau Johanna, mit der er seit 1922 verheiratet war, war eine glühende Nationalsozialistin. Sie gründete 1932 die Ortsgruppe Beckum der NS-Frauenschaft. Schürmann wurde bei der Kommunalwahl am 12. März 1933 als NSDAP Spitzenkandidat in die Beckumer Stadtverordnetenversammlung gewählt, wo er Fraktionsführer der NSDAP wurde. Außerdem saß er in verschiedenen städtischen Ausschüssen und in mehreren Untersuchungsausschüssen, welche von den Nationalsozialisten mit ihren Koalitionären eingesetzt worden waren, um vermeintliche Verfehlungen der kommunalen Beamten während der Weimarer Republik aufzuspüren. Diese Untersuchungsausschüsse sollten die Beamten verunsichern und zur Mitarbeit mit den Nationalsozialisten bewegen. Gleichzeitig konnten aber auch missliebige Beamte durch die „Ergebnisse“ der Untersuchungsausschüsse entfernt werden. Daneben wurde Schürmann auch in den Aufsichtsrat des Beckumer Spar- und Darlehnskassenverein gewählt.

Schürmann war tief von der nationalsozialistischen Ideologie durchdrungen und wollte den Nationalsozialismus im ganzen Kreisgebiet verbreitet wissen. So wurde er am 01. Oktober 1932, als sich die erste Kreisgruppe der NSDAP des Kreises Beckum in Ahlen unter Kreisleiter Otto Mey gegründet hatte, Organisationsleiter der NSDAP im Kreis. Damit war Schürmann für den Aus- und Aufbau der Parteistrukturen in den einzelnen Ortschaften verantwortlich. Mit dem Fahrrad fuhr er 1933 bis in das kleinste Dorf des Altkreises Beckum, um hier die Gründung von Ortsgruppen durchzuführen und zu leiten, zum Beispiel in Liesborn. Im September 1933 wurde Schürmann zum Kreispropagandaleiter und zum Adjutanten des Kreisleiters der NSDAP ernannt.

Auch zeichnete sich Schürmann für die erste nationalsozialistische Propagandapresse im Altkreis Beckum verantwortlich. Da viele NSDAP-Mitglieder zu wenig Geld hatten, um Zeitungen wie den „Völkischen Beobachter“ oder die „Rote Erde“ zu beziehen, war Schürmanns Credo: „Wir müssen eine eigene Zeitung haben.“ 1932 gab er als Wochenblatt die NS-Zeitung „Aufstieg“ heraus, die bei Gratzfeld in Neubeckum erschien. Dieses Propagandablatt wurde aber nach zwei Ausgaben eingestellt. Ein Nationalsozialist urteilte über das Blatt 1939: „[…] ein zwar mutiger Versuch, aber zum Scheitern verurteilt. Ein höhnisches Gelächter der Gegner hatte die erste Ausgabe empfangen und begleitete die letzte.“ Auch handelte sich Schürmann durch einen Artikel in der zweiten Ausgabe 1932 ein Strafverfahren wegen Verleumdung ein.

Adolf Schürmann verstarb am 18. Mai 1936 mit 44 Jahren nach einem jahrelangen und schweren Nierenleiden im Franziskus-Hospital in Ahlen. Er wurde in einem großen Propagandazug zurück nach Beckum gebracht und zunächst im „Deutschen Haus“ aufgebahrt. Seine Beerdigung fand unter großer Beteiligung aller nationalsozialistischen Formationen am 21. Mai 1936 statt.

Zu seinem Gedächtnis wurde am 30. Januar 1938 die Nordstraße in Adolf-Schürmann-Straße umbenannt, was nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 rückgängig gemacht wurde.

 

Quellen:

Bundesarchiv, BArch R 9361-VIII-KARTEI-21510806.

Bundesarchiv, BArch R 9361-IX-KARTEI-39930366.

KAW, Stadt Ahlen, C 106, S. 2, 10-11.

Lukas, Hubert: ...Weitermarschieren, bis alles in Scherben fällt …, Kriegsende 1945 in Beckum und Umgebung (Beckumer Blätter 4), 3. Auflage, Beckum 1995, S. 96-97.

Adolf Schürmann †, in: Die Glocke, vom 19.05.1936.

Streiflichter aus der Kampfzeit, in: Die Glocke, vom 22.04.1939.