Rede des Vorrsitzenden des Heimat- und Geschichtsvereins stefan Wittenbrink
Übergabe der Stele zum Thema Zwangsarbeit durch den Heimat- und Geschichtsverein
30. März 2025
Liebe Beckumerinnen, liebe Beckumer,
liebe Ehrengäste,
sehr geehrter Herr Bürgermeister !
Für den Heimat- und Geschichtsverein Beckum darf ich Sie zur heutigen Übergabe der Gedenkstele für Krieg und Zwangsarbeit knapp 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs herzlich begrüßen !
Unsere Stadt Beckum feierte im letzten Jahr das 800-jährige Jubiläum ihrer Stadtrechte. Viele Passagen der Stadtgeschichte sind positiv-spannend und machen Freude sie zu erforschen und darzustellen. Aber es gibt auch negativ behaftete Geschehnisse, vor allem in Kriegs-, Unterdrückungs- und Krankheitszeiten, welche oft sprachlos machen.
Nur ein Menschenleben liegt die relativ kurze und doch äußerst düstere Periode der nationalsozialistischen Diktatur von 1933 bis 1945 zurück. Sie hat auch in der Beckumer Stadtgeschichte tiefe schändliche Spuren hinterlassen.
Wichtige Aspekte der Jahre von 1939 bis 1945 – Krieg, Deportation, Gefangenenlager, Zwangsarbeit, Tod und schließlich Befreiung – werden jetzt mit diesem Denkmal deutlich sichtbar und sollen damit nicht im Dunkel der Geschichte verschwinden und eine Mahnung für die Zukunft sein.
Der Ursprung liegt in den von Theater-Regisseur Christian Tietz 2019 angeregten Zeitzeugen-Gesprächen und Forschungen zum Kriegsende Ostern 1945 in Beckum.
Als dann im März 2020 Corona nach Beckum kam, fiel die inszenierte Präsentation unter dem Titel „Maikäfer flog…“ im Stadttheater leider aus. Doch die vielen Erzählungen und Erkenntnisse zum Kriegsende arbeiteten weiter in uns.
So gründeten wir die Geschichtswerkstatt des Heimat- und Geschichtsvereins, um alle 12 schrecklichen NS-Jahre weiter unter die Lupe zu nehmen.
Neben den Zeitzeugenberichten wurden 3 Forschungsblöcke gebildet:
Nationalsozialismus in Beckum
Antisemitismus in Beckum
Zwangsarbeit in Beckum
Ende 2022 konnten die umfangreichen und vielschichtigen Erkenntnisse vorgestellt werden und auf einer speziell dafür angelegten Internet-Seite für jeden Interessieren einsehbar gemacht werden.
Weitere greifbare Resultate sind inzwischen die Verlegung von zusätzlichen 20 Stolpersteinen für jüdische Opfer und mehrere Vorträge von Ingo Löppenberg zur Entwicklung und Durchsetzung der NS-Herrschaft in Beckum.
Mit der intensiven Aufarbeitung der Zwangsarbeit von 1939 bis 1945 durch Reinhold Sudbrock kam vor gut einem Jahr ein weiterer immens wichtiger Teilbereich der NS-Zeit in Beckum hinzu. Ein anderer Aktiver der Geschichtswerkstatt – Ludger Bach – verfasste sogar einen historischen Roman zur Zwangsarbeit im Beckumer Raum.
Die nun vor uns stehende, neueste Auswirkung unserer Forschungen ist also die Gedenkstele. Ästhetisch, aber doch zum Teil auch rostig-hässlich aus der Ferne – schräge, zueinander verdrehte, dicke Stahlstäbe – fast wie ein massiver Zaun oder Raketen, oder, oder... Erst wenn man näher kommt, kann man die mit Lasertechnik geschaffenen Worte lesen und begreifen und sich mit ihnen auseinandersetzen.
Das ist aber genau das, was der Künstler Paul Tönnißen mit seinem Entwurf erreichen will. Neugierig werden und dann ans Denken kommen !
Und das hat uns als Vorstand des Heimat- und Geschichtsvereins Beckum auch überzeugt. Seit ca. zwei Jahren schwebte sowas in unseren Köpfen, was jetzt in der Öffentlichkeit sichtbar geworden ist.
Im Spätsommer sprachen wir Sie Herr Bürgermeister auf unsere Idee an und bekamen sofort größtmögliche Unterstützung. Daneben halfen uns maßgeblich bei der Finanzierung:
- die Sparkasse Münsterland-Ost
- die Damen vom InnerWheel-Club Beckum
- die Marianne-Blumenbecker-Stiftung
- dem Landwirtschaftlichen Ortsverband Beckum
- und dem Verein Beckumer Industrie
Die Firma MGL Große-Lohmann setzte dann handwerklich den Entwurf von Paul Tönnißen mit über 600 kg schweren, absichtlich nicht Oberflächen-veredelten Stahl um und der Städtische Bauhof sorgte für die solide Aufstellung und die Anpflasterung.
Allen Beteiligten dankt der Heimat- und Geschichtsverein sehr für diese große Unterstützung und Hilfe, ohne die wir dieses Vorhaben sicher nicht hätten umsetzen können. VIELEN DANK !!!
Heute geben wir die Gedenkstele in die Obhut der Stadt Beckum und ihren Bürgerinnen und Bürger – wie schon gesagt, als Erinnerung an schreckliche Jahre, aber vor allem als Mahnung für die Zukunft.
Reinhold Sudbrock wird nun kurz ein paar Passagen aus seinem Buch vortragen.