Verfolgung der Kommunistische Partei Deutschlands

Die Beckumer Geschichtswerkstatt recherchierte Schicksale von jenen Verfolgten des NS-Regimes, die bisher in der Öffentlichkeit weniger Aufmerksamkeit fanden. Darunter fällt der Widerstand der Sozialdemokraten und der Kommunisten aus Beckum. Diese mutigen Menschen, die sich den Nazis im letzten Lebensjahr der Weimarer Republik 1932 auf der Straße entgegenstellten, wurden nach der Machtergreifung 1933 unerbittlich verfolgt. Sie haben weitere Informationen oder Nachfragen zu den hier genannten Personen? Schreiben Sie uns bitte an!

Über die Gründung und die Geschichte der KPD in Beckum ist bisher kaum etwas bekannt, ja ob es überhaupt eine eigenständige Ortsgruppe gab, bleibt noch zu klären. Generell war die Kommunistische Partein in Neubeckum und Ahlen deutlich aktiver, als in Beckum. In Beckum nahm die KPD nur einmal an der Gemeindewahl vom 12. März 1933 teil und konnte ein Mandat gewinnen, welches der gewählte Otto Wewers aber wegen der Verfolgung durch die Nationalsozialisten nicht annehmen konnte. Nach dem „Reichstagsbrand“ in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 begann auch in Beckum die Verfolgung und Verhaftung von Kommunisten.

Kaspar Homann – KPD

Kaspar Homann wurde am 29. April 1905 in Beckum geboren. Von Beruf her war er „Steingrubenarbeiter“ und seit den 1920er Jahren Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands. Homann wurde am 08. Juni 1933 im Zuge einer groß angelegten Aktion gegen Mitglieder der KPD im Kreis Beckum verhaftet. Insgesamt 33 Mitglieder der KPD aus Ahlen, Beckum und Neubeckum waren verhaftet worden. Ihnen sollte gemeinschaftlich vor dem Oberlandesgericht Hamm der Prozess gemacht werden. Homann wurde nach seiner Verhaftung von Beckum aus zunächst nach Recklinghausen gebracht. Dort wurde Homann schwer misshandelt und zwar „unter der Leitung des Kriminalkommissars L. von der SS mit Gummiknüppeln“. Kurz darauf wurde Homann in ein Gefängnis nach Bielefeld abtransportiert, in dem er bis zum Oktober 1933 einsaß, bevor er weiter in das Konzentrationslager Börgermoor gebracht wurde. Dort saß er bis zum 08. Dezember 1933 ein. Von hier aus wurde er nach Hamm gebracht, um an dem gegen ihn und seinen Parteigenossen laufenden Prozess teilzunehmen. Neben Homann wurden aus Beckum noch Johann Lehrke und Otto Wewers in Hamm angeklagt. Nach seiner Verurteilung zu vier Jahren Haft, musste Homann seine Haftstrafe zunächst in Werl (bis zum 14. Februar 1934) und dann im Konzentrationslager Esterwegen Neu-Sustrom, in Aschendorf und Freiendietz absitzen. Erst am 02. November 1937 wurde Homann entlassen.

Doch damit endete seine Verfolgung nicht. Homann wurde im Januar 1943 eingezogen und musste im Bewährungsbatallion/Strafbattaillion 999 dienen. Zunächst wurde Homann zur Ausbildung zum 9. Afr. Schützenregiment 961 am Truppenübungsplatz Heuberg geschickt. Von dort aus wurde er am 10. Juni 1943 dem 1. Fest. Inf. Btl. 999 zugeteilt. Nun musste Homann für das von ihm abgelehnte Regime in den Vernichtungskrieg an die Ostfront ziehen. Am 13. Mai 1944 geriet er bei Sewastopol in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1949 entlassen wurde, um nach Hause nach Beckum zu seiner Ehefrau und den beiden Söhnen zu kommen.

Otto Wewers - KPD

Otto Wewers, geb. 21.12.1897, Arbeiter. Wewers wurde am 01. März 1933 in „Schutzhaft“ genommen und saß bis Ende Mai im Beckumer Amtsgerichtsgefängnis ein. Obwohl Wewers im Gefängnis saß wurde er bei der Kommunalwahl am 12. März 1933 wieder in die Gemeindevertretung gewählt. Allerdings konnte er sein Mandat nicht annehmen. Nach seiner Freilassung wurde Wewers bereits am 01. Juni 1933 erneut festgenommen. Die LKP (Landeskriminalpolizei) Stelle Recklinghausen hatte die Festnahme angeordnet. Der Bürgermeister der Stadt Beckum als Leiter der Ortspolizeibehörde stellte fest: „Wewers wurde um 17.15 Uhr festgenommen und zunächst nach Ahlen überführt.“ Wewers wurde in Hamm zusammen mit 33 anderen KPD-Mitgliedern aus dem Kreis Beckum der Prozess gemacht. Nach seiner langjährigen Haftstrafe kam er 1937 frei und lebte weiterhin in Beckum.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Wewers zu der ersten am 11. Januar 1946 von der britischen Militärregierung eingesetzten Stadtverordnetenversammlung, wo er Vorsitzender der KPD war. Zusammen mit Heinrich Dormann und Heinrich Haverkemper beantragte Wewers die Einsetzung einer Kommission zur „Säuberung der Verwaltung und Wirtschaft von Nazi-Elementen“ die am 30. Januar 1946 von der Stadtvertretung beschlossen und eingesetzt wurde.

Quelle:

KAW - Kreis Beckum Sozialamt 142.

KAW - Stadt Beckum B 488.

 

Weitere KPD Mitglieder

 

- Paul Bartheld, Schlosser. Bartheld wurde am 02. März 1933 in „Schutzhaft“ genommen und saß bis Ende Mai im Beckumer Amtsgerichtsgefängnis ein. Bartheld wurde am 28. Juni 1933 erneut festgenommen und in das Gerichtsgefängnis nach Recklinghausen überführt. Von dort wurde er ins KZ Brauweiler überführt, aus dem er am 23.12.1933 entlassen wurde.

Quelle:

KAW - Stadt Beckum B 488.

 

- Fritz Adank, geb. 21.04.1878 in Ottensen/Hamburg, Maschinist. Adank wurde am 28.02./01. März 1933 in „Schutzhaft“ genommen und saß bis Ende Mai im Beckumer Amtsgerichtsgefängnis ein. Adank wurde am 28. Juni 1933 erneut festgenommen und in das Gerichtsgefängnis nach Recklinghausen überführt. Von dort aus wurde er in das Polizeigefängnis nach Bottrop gebracht, wo sich ein Sammellager befand. Von dort aus  wurde er am 05. Juli 1933 ins KZ Brauweiler überführt, aus dem er am 23.12.1933 entlassen wurde.

Quelle:

KAW - Stadt Beckum B 488.

KAW - Kreis Beckum Sozialamt Nr. 574.

 

- Dietrich Honerlah, Bergmann. Honerlah wurde am 01. März 1933 in „Schutzhaft“ genommen und saß bis Ende Mai im Beckumer Amtsgerichtsgefängnis ein. Honerlah wurde am 28. Juni 1933 erneut festgenommen und in das Gerichtsgefängnis nach Recklinghausen überführt. Von dort wurde er ins KZ Brauweiler überführt, aus dem er am 23.12.1933 entlassen wurde.

Quelle:

KAW - Stadt Beckum B 488.

- Johann Kaiser, geb. 12.12.1908, Schlosser aus Beckum. Kaiser wurde am 08. Juni 1933 im Landkreis Unna verhaftet und ins Sammellager Bergkamen-Schönhausen transportiert.

Quelle:

KAW - Stadt Beckum B 488.

- Johann Hans Lehrke, geb 18.05.1901 in Neubeckum. Er wurde Anfang Juni auf Anordnung durch die GeStAPO Recklinghausen in Beckum verhaftet. Ihm wurde vorgeworfen „Funktionär“ der KPD zu sein.

Quelle:

KAW - Stadt Beckum B 488.

- Albert Spirawski, geb. 14.06.1908 in Zittau, Arbeiter aus Beckum. Spirawski wurde am 18.09.1933 in Beckum in Schutzhaft genommen. Er war im Konzentrationslager in Papenburg/Ems Neusustrum vom 21.10.1933 bis 23.12.1933.

Quelle:

KAW - Stadt Beckum B 488.

 

- Heinrich Beste, Arbeiter, verhaftet am 30. Juni 1933.

Quelle:

KAW - Stadt Beckum B 488.

 

- Bernhard Wellerdick, Arbeiter, verhaftet am 30. Juni 1933.

Quelle:

KAW - Stadt Beckum B 488.